Gelebte deutsch-dänische Kooperation: Besuch der EPS an der EUC Sjælland

Gelebte deutsch-dänische Kooperation: Besuch der EPS an der EUC Sjælland

Am 12. Juni 2025 machte sich eine Delegation der Emil-Possehl-Schule Lübeck, bestehend aus Europakoordinator Jörn Fischer, Mitgliedern der Schulleitung sowie Nachwuchslehrkräften, auf den Weg nach Næstved in Dänemark. Ziel des Besuchs war es, die bestehende Verbindung zur EUC Sjælland zu intensivieren und Möglichkeiten für eine nachhaltige Bildungskooperation auszuloten.

Bereits zu Beginn der Reise stimmten die äußeren Umstände positiv: Der Regen der letzten Tage war verflogen, und die Sonne begleitete die Gruppe auf ihrer Anreise. Vor Ort wurden die Gäste herzlich von Pernille Munthe Dahl, Ole Holm und weiteren Kolleg:innen der EUC empfangen. Eine erste Führung über das weitläufige Schulgelände bot beeindruckende Einblicke in die handlungsorientierte Ausbildungspraxis – von kunstvoll gestalteten Malerarbeiten über Hochsitze der Tischler:innen bis hin zu anspruchsvollen Projekten im Tiefbau, die von erfahrenen Fachkräften im Rahmen einer zertifizierten Fortbildung umgesetzt wurden.

Im Mittelpunkt des ersten Tages stand der fachliche Austausch über die jeweiligen Berufsbildungssysteme. Die EUC verfolgt aktuell zentrale Ziele, die auch für die EPS hochrelevant sind: die praxisnahe Vorbereitung der Auszubildenden für die Arbeitswelt, die Förderung internationaler Mobilität durch Aufenthalte im Ausland und die Stärkung des allgemeinen Wohlbefindens der Lernenden. Besonders Letzteres – also das frühzeitige Erkennen und Verstehen von Belastungen oder Ausbildungsabbrüchen – wurde als gemeinsamer Schwerpunkt identifiziert. Beide Seiten sehen hier Potenzial für einen Austausch über praxiserprobte Ansätze und Unterstützungsmaßnahmen.

Ein weiterer Gesprächsschwerpunkt war die Lehrkräfteausbildung. Stefan Schuhr stellte das komplexe System der Lehrerbildung in Deutschland vor, das bei den dänischen Kolleg:innen auf großes Interesse und Verwunderung stieß. Im Gegensatz zum deutschen Modell ist die Ausbildung in Dänemark deutlich schlanker organisiert: Nach einem vierjährigen Studium allgemeiner Bildungsfächer können angehende Lehrkräfte direkt an verschiedenen Schulformen unterrichten – begleitet von erfahrenen Kolleg:innen. Die Bedeutung von Fachlehrkräften, die praktisches Know-how einbringen, ist dabei insbesondere an der EUC von zentraler Bedeutung.

Am zweiten Tag stand die Besichtigung des zweiten Standorts der EUC Sjælland im Malervænget 4 auf dem Programm. Dort erhielten wir Einblicke in die Unterrichtsräume der Friseur:innen, Logistiker:innen und KFZ-Mechatroniker:innen. Besonders beeindruckend war die moderne Ausstattung, die überall einen handlungsorientierten und praxisnahen Unterricht ermöglicht und die hohe Qualität der Ausbildung unterstützt.

Im Anschluss an die Führung trafen wir uns mit den Delegierten der EUC, um gemeinsam an der Planung zukünftiger Kooperationen zu arbeiten. Dazu bildeten wir zunächst zwei Arbeitsgruppen mit Vertreter:innen beider Schulen: Eine Gruppe diskutierte konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Fachbereich Metalltechnik, während sich die zweite Gruppe dem Thema Well-being (Wohlbefinden) widmete.

Die EUC sieht sich derzeit mit der Herausforderung konfrontiert, dass circa 50 % ihrer Lernenden den Bildungsgang abbrechen – vor allem während des Übergangs vom sogenannten Grundverlauf (Grundforløb) zum Hauptverlauf (Hovedforløb), der die duale Ausbildung darstellt. Der Grundverlauf kann aus deutscher Sicht als eine Art Ausbildungsvorbereitung verstanden werden. Er ist in Dänemark der übliche Einstieg für Jugendliche, die nach der allgemeinbildenden Schule eine berufsorientierte Ausbildung anstreben. Er dauert in der Regel zwei Semester: Im ersten Semester erhalten die Lernenden eine breite Orientierung und lernen verschiedene Fachrichtungen kennen. Im zweiten Semester entscheiden sie sich für ein Berufsfeld und werden gezielt auf die duale Ausbildung vorbereitet. Am Ende des Grundverlaufs bewerben sich die Lernenden um Ausbildungsplätze in Betrieben. Die duale Ausbildung startet dann mit dem unterschriebenen Ausbildungsvertrag im Wechsel zwischen Schule und Betrieb.

Das Problem der EUC ist jedoch, dass sich viele Lernende trotz eines Ausbildungsplatzes nicht ausreichend vorbereitet oder reif genug für die Arbeitswelt fühlen und die Schule frühzeitig abbrechen. Daher möchte die EUC das Wohlbefinden der Lernenden gezielt stärken, um diesem Trend entgegenzuwirken. Auch an der EPS hat das Wohlbefinden der Lernenden – und der Lehrkräfte – einen hohen Stellenwert. Beide Schulen streben an, in diesem Bereich Erfahrungen auszutauschen und mögliche Kooperationsansätze zu entwickeln. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die unterschiedlichen Bildungssysteme eine direkte Kooperation in diesem sensiblen Bereich zunächst erschweren. Weitere Analysen und Gespräche sind daher notwendig, um gemeinsame Zielsetzungen und Ansätze zu definieren.

Am Ende der Gespräche blicken beide Seiten zuversichtlich auf die kommenden Schritte. Gemeinsam wurde beschlossen, konkrete fachliche Projekte im Bereich der Metall- und Bautechnik zu initiieren und den Austausch zu Well-being-Konzepten fortzusetzen. Ein nächster Höhepunkt wird der Gegenbesuch der dänischen Kolleg:innen an der EPS in Lübeck sein. Dieser soll das gegenseitige Verständnis weiter vertiefen und die Zusammenarbeit auf eine noch breitere Basis stellen.

Wir von der EPS bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten der EUC Sjælland für den offenen Austausch, den warmen Empfang und die wertvollen Einblicke. Wir freuen uns auf das weitere Zusammenwachsen unserer Schulen!

Des Weiteren bedanken wir uns bei INTERREG Deutschland-Dänemark und bei der EUROPÄISCHEN UNION für die finanzielle Förderung dieses Projekts.

Autor: Tom Dallmeyer

 

 

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