Island – alles Banane, oder was?

Mitte März machte sich ein kleiner Trupp der EPS auf den Weg nach Island, um gemeinsam im Rahmen des Erasmus+ Programms mit isländischen Schülern ein Deutschprojekt durchzuführen und für andere Berufszweige neue Kooperationsmöglichkeiten aufzutun.

Allerdings stand die Reise zu Beginn unter einem schlechten Stern. Es war schon abenteuerlich, da es kurz vor dem Abreisetermin zu einem Totalstreik am Berliner Flughafen kam.

Durch unermüdliche Wochenendarbeit der beiden Europa-Koordinatoren Ann-Christin Ziegler und Denny Walther, konnte einen Tag später als geplant ein Flug von Kopenhagen aus ergattert und das Land aus Feuer und Eis angeflogen werden.

Nach Bezug des Hostels ging es für die Reisetruppe ins Perlan-Museum Reykjaviks, in dem die (Natur-) Wunder Islands kompakt erlebbar waren.

Früh am nächsten Morgen trennten sich dann die Wege. Um Möglichkeiten für ein gärtnerisches Azubi-Projekt auszuloten, besuchten wir die Garðyrkjuskólinn Reykjum FSu, an welcher Gärtner unterschiedlicher Fachrichtungen unterrichtet und ausgebildet werden.

Beim äußerst inspirierenden Rundgang durch die Gewächshäuser zeigte uns Börkur Hrafnkelsson Schülerprojekte sowie Versuche der Universität: verschiedene Gemüsearten werden hier biologisch kultiviert; Versuche zu Belichtung und Düngung durchgeführt, Sorten von Tomaten, Gurken und Paprika auf Wachstum, Ertrag sowie Geschmack getestet. Dieses geschieht in Kooperation mit der Landbúnaðarháskóli Íslands, der landwirtschaftlichen Universität.

Ein weiteres Highlight der Führung war das Bananen-Gewächshaus, in dem neben den krummen, gelbfrüchtigen Stauden Kaffeesträucher (die Bohnen werden geerntet und für den Verzehr des trüben Gebräus entsprechend aufbereitet) auch Citrus-Gewächse mit Früchten zu sehen waren. Da die Energie aufgrund der geothermischen Bedingungen sehr kostengünstig nutzbar ist, entwickelt sich der Gartenbau auf Island stetig weiter. Der Lichtmangel lässt sich durch – extrem helle! – LED-Assimilationsleuchten beheben; Strom wird ebenfalls durch die vom Vulkanismus bereitgestellten Möglichkeiten gewonnen. Bei der Führung war gärtnersiches Know-How und gelebter Gartenbau seitens Börkurs in viel zu wenig Zeit erlebbar. So stimmte die gärtnerische Chemie im Bioanbau und erfreulich war die Bereitschaft seitens der Garðyrkjuskólinn, in der Zukunft ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen.

Nachmittags ging es per Bus auf Sightseeing-Tour, auf der beeindruckende Naturwunder des im Süden Islands gelegenen Golden Circles besichtigt wurden:

  • den Öxarárfoss (ein Wasserfall im Thingvellir-Nationalpark in Südisland),
  • die kochende Wassersäule des Strokkur mit mehreren Ausbrüchen und nassen Kollegen,
  • den Gullfoss, den Goldwasserfall des Flusses Hvítá im Haukadalur

Abschließend ging es noch zur Bio-Tomatenfarm Friðheimar. Hier kann man den gesamten Produktionsprozess von der Aussaat bis zur verzehrfertigen Tomate begutachten. Allerdings hat sich niemand an das Tomatenbier rangetraut… Gerade für die Vermarktung liegt hier ebenfalls gewinnbringendes gärtnerisches Besuchspotential, wie Janis Schwenke uns erklärte.

Nach einer kurzen, aber intensiven Nacht stand ein Besuch im 1961 gegründeten Botanische Garten von Reykjavik, dem "Grasagarðinn", an. Dort wurden wir wiederum sehr gastfreundlich von Björk Þorleifsdottir und Hjörtur Þorbjönsson empfangen. Wir erhielten hierbei einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des botanischen Gartens, sowie die tagtäglichen Herausforderungen. Mit 5000 Pflanzenarten sind neben der Flora Islands mehrjährige nichteinheimische Pflanzen, Heidekrautgewächse, Rosen, Pflanzen des Waldbodens, eine Baumsammlung, ein Steingarten und ein Feinschmeckergarten mit Kräutern zu sehen. Auch hier war eine herzliche Bereitschaft für eine zukünftige Kooperation zu spüren.

Nachmittag ging es erneut auf Tour. Wir starteten mit einer Führung und Besichtigung des geothermischen Kraftwerks Hellisheidi auf dem Vulkan Hengill, welches das größte Kraftwerk in Island ist und Strom für Reykjavik liefert.

Weiter ging es mit einer aufregend unterhaltsamen Busfahrt, die geprägt war von Formel 1-mäßigen Überholmanövern, gelber Motorkontrollleuchte sowie roter Motor-sofort-ausmach-Leuchte. Vorbei an Wasserfällen, den Vestmannaeyjar(Westmännerinseln), einer Inselgruppe vulkanischen Ursprungs zum Strand von Reynisfjara. Dieses ist der berühmteste schwarze Sandstrand an der Südküste von Island, aber wohl auch mit der gefährlichste Strand der Welt. Eine Ampel regelt den Zugang. Um allen Beteiligten deutlich zu machen, was passieren kann, wurden den Schülern entsprechende Clips gezeigt, auf denen nicht nur die Schuhe nass wurden.

Ohne nasse Füße, Klamotten und was ansonsten noch so alles nass werden konnte, ging es weiter zum Skógafoss, einem Wasserfall des Flusses Skógá im Süden Islands inklusive Regenbogens; allerdings auch Schülern in Unterhosen, die durch den Fluss näher an den Wasserfall heranwaten wollten.

Den Abschluss der Fahrt bildete ein kurzer Abstecher zur fantastischen Hveradalir Geothermal Area. Im Tal der heißen Quellen konnte man die eigentlichen geothermalen Quellen vor lauter Sprudeln, Brodeln und Dampfen fast nicht mehr sehen. Unterirdische Naturgewalten Islands pur erlebbar.

Bevor es am nächsten Morgen nach zum größten Teil durchgemachter Nacht um 3.00 Uhr zurück Richtung Flughafen ging, wurde der letzte Abend noch mit der Sichtung von Polarlichtern gekrönt.

So war es rundum ein gelungener Trip, mit vielen tollen Erfahrungen sowie sehr gastfreundlichen und interessierten isländischen (hoffentlich) Kooperationspartnern, der für zukünftige Besuche der Gärtner-Azubis viele großartige Möglichkeiten erwarten lässt, nicht nur bezüglich der fachgerechten Produktion von Bananen.

Text und Fotos: Ken Jucho

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